An
den letzten Wochenenden hat es wohl an mehreren Orten Deutschlands
Konflikte mit der Polizei gegeben, weil Menschen in hygienesicherer
Weise demonstrierten oder anderweitig politische Meinung kundtaten, vor
allem in Hinblick darauf, Geflüchtete nicht zu vergessen und andernorts
um schlicht weiterhin Grund- und Menschenrechte wahrzunehmen und für die
Versammlungsfreiheit selber zu demonstrieren.
Auch Klagen von Rechtsanwält*innen und Grundrechts-Aktiven sind eingegangen bei diversen Gerichten.
Gerüchte gab es über "Demoaufrufe" zu Freiheit, Grundgesetz u.ä.
Um
jetzt als Freiheitsforscherin herauszufinden, was jetzt alles in praxi
nicht mehr geht oder bereits verboten ist, stellte ich (FriGGa Wendt) eine Anfrage an
die Polizei über deren Internetwache:
"Darf
ich allein als Einzelperson (heute) einen Spaziergang zum
Rosa-Luxemburg-Platz machen, wo schonmal Leute demonstriert haben?
Wenn nicht, wie weit darf ich meinen Spaziergang in diese Richtung unternehmen?
Darf
ich ein Grundgesetz als Einzelperson an meinem Rucksack anheften und
damit in der Öffentlichkeit herumlaufen zum Einkaufen etc. oder ist das
ggef. Eine Provokation, die bestraft wird?"
worauf ich kurz später diese Antwort erhielt:
"Sehr geehrte Frau Wendt,
Ihre Fragen möchte ich wie folgt beantworten:
Darf
ich allein als Einzelperson (heute) einen Spaziergang zum
Rosa-Luxemburg-Platz machen, wo schonmal Leute demonstriert haben?
Wenn nicht, wie weit darf ich meinen Spaziergang in diese Richtung unternehmen?
Natürlich
können Sie als Einzelperson einen Spaziergang auch in Richtung
Rosa-Luxemburg-Platz unternehmen. Jedoch sind Versammlungen,
Veranstaltungen,
Zusammenkünfte und Ansammlungen verboten. Zuwiderhandlungen stellen bei
bis zu 9 Teilnehmenden eine Ordnungswidrigkeit und bei mindestens 10
Teilnehmenden eine Straftat nach dem IfSG i. V. m. der EindmaßV dar. Für
den Rosa-Luxemburg-Platz gibt es am heutigen
Samstag einen räumlich beschränkten Bereich, in dem gefahrenabwehrende
Platzverweisungen ausgesprochen werden, um Personenzusammenkünfte zu
verhindern. Dieser umfasst als Grenzen im Norden die Saarbrücker Str.,
im Osten die Prenzlauer Allee und Karl-Liebknecht-Str.,
im Süden die Münzstr. und im Westen die Schönhauser Allee und Alte
Schönhauser Allee. Der Bereich gilt in den angegebenen Grenzen
einschließlich der Gehwege.
Darf
ich ein Grundgesetz als Einzelperson an meinem Rucksack anheften und
damit in der Öffentlichkeit herumlaufen zum Einkaufen etc. oder ist das
ggef. Eine Provokation, die bestraft wird?
Es
steht dem nichts entgegen, ein Grundgesetz an Ihren Rucksack anzuheften
und sich damit in der Öffentlichkeit zu bewegen, solange Gründe zum
außerhäuslichen
Aufenthalt vorliegen und die geforderten Abstandsgrenzen von 1,5 Metern
eingehalten werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass andere Menschen
ebenfalls den Abstand zu Ihnen Aufmerksamkeit schenken, insbesondere,
wenn Sie mit ihnen in den Dialog gehen.
Ich hoffe, Ihnen mit der Beantwortung Ihrer Fragen geholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
......
Krisenstab Covid-19 der Polizei Berlin
Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit
Da
ich aber nicht nur mit den Berliner Corona-Pauschalregeln zu tun habe,
sondern im schönen Mecklenburg-Vorpommern nach eingenem Ermessen meinem
inneren Sicherheits- Gesundheits- und Arbeitsbegriff in freiem
hygienesicherem Zusammenwirken mit anderen nachkomme, habe ich auch dort
bei den Verwaltungsgerichten eine Art klage gestartet genauer einen
Prozesskostenhilfeantrag gestellt, dem ein Verfahren anhängig ist.
Dies wird als Normenkontrollklage ausgelegt und ich bekam auf die schnelle schon elektronisch ein Aktenzeichen!
Ebenfalls habe ich zwei Schreiben an die Landesregierung geschickt
1)
Mitteilung über meinen eigenmächtigen Aufenthalt in MV trotz Kenntnis
der pauschalierten Aufforderung, als Nicht-Erstwohnsitzinhaberin das
Bundesland zu verlassen.
(da
geht es unter anderem um den Arbeitsbegriff - und wer entscheidet, "was
gut für einen und für andere ist" - welche "Gründe" aus Sicht von
Obrigkeit oder Polizei anerkennenswert seien oder nicht)
2) Antrag auf Sondergenehmigung für meine organisierte Abschiebung
mittels PKW (was pauschal mit Berliner Kennzeichen nicht einreisen kann
bzw. mit Bußgeldern zu rechnen hätte, wenn es angehalten und nicht
"nach einschätzung der polizei" straffrei passieren darf.
Denn Mecklenburg-Vorpommern
hat seine "Grenzen dicht" gemacht und verweigert nicht nur "Touristen
die Einreise", sondern illegalisiert auch den Aufenthalt von
Nicht-Meldetechnischen Mecklenburger*innen dieser Tage.
Der
Antrag, in einem PKW mit Berliner Kennzeichen "coronasicher" im engsten
Kontaktkreis das Bundesland MV zu verlassen, wurde jedoch abgelehnt.
Somit muss(te) ich halt länger bleiben.Das ist das interessante: Gesetze
blockieren häufig das, wozu sie beschlossen wurden, indem sie selber
dogmatisch umgesetzt werden.
Weil
ich im Zuge meiner nicht von oben legalisiert ermöglichten, für meinen
Geldbeutel kostengünstigen, Abholgelegenheit nun doch länger bleiben
musste bzw. konnte, ging ich am sonnigen Samstag, dem 11. 04. 2020
spazieren mit meinen Zetteln an Kleidung und Rad.
Wie jeden Tag bewege ich mich in freier Weise und nutze jeden Gang als Möglichkeit der Einzelkundgebung nebenher.
Zuerst
warf ich ein Beiblatt meines bereits erwähnten Klageverfahrens im
Schweriner Verwaltungsgericht ein und später gelangte ich auf den
Marktplatz, wo viele Polizeiautos standen. Neben den Polizist*innen, die
ruhig in Zweier- und Dreiergrüppchen herumstanden, fielen mir einige
Menschen auf, die ebenfalls sichtbar einige meter voneinander getrennt
dastanden und von denen einige Schilder am Hals trugen.
Darauf
standen sachen wie "Versammlungsfreiheit Artikel 8 des deutschen
Grundgesetzes (GG)" oder "Grundrechtseinschränkungen sind
verfassungswidrig!"
Aus sicherer Distanz sprach ich die Leute an, fragte, ob ich mich mit ihnen unterhalten dürfte.
Ja, man tauschte auch Zettel aus - ich bat, alles auf den Boden zu legen.
Ein Polizist wurde gefragt, ob er mit die Zettel reichen würde, der wollte aber auch nicht verständlicherweise.
Wir
sprachen dann über vieles, die Klagen von Anwälten wie einer, die jetzt
vom Staatsschutz zur Gefahr erklärt wurde, aber auch die umgekehrten
Respektlosigkeiten, in denen Leute angespuckt oder anmacht werden, weil
sie einfach nur ihren Sicherheitsabstand halten möchten. Die Chancen so
einer Krise für die Umwelt und die Gesellschaft (abgesehen davon, dass
es traurig ist, wenn Menschen an so einer Krankheit wie Covid-19 sterben
oder auch an anderen Folgen wie den Maßnahmen selber).
Als
ich mehrfach im Gespräch betonte, aus Berlin zu sein und bereits höhere
Stellen über meine Aufenthaltssituation informiert zu haben, bat man
mich seitens der Polizei um meinen Ausweis (gut, dass ich den Reisepass
eingesteckt hatte, sogar die Meldebescheinigung hatte ich dabei) und
legte den auf den Boden um mich dann zwei Meter zu entfernen.
Die Polizisten notierten alles und sagten sehr höflich,dass ich ja von ihnen hören würde, und legten ihn dann wieder zurück.
Klasse,
wie sie auf die Abstandsregeln mir gegenüber achteten und wie ruhig sie
waren - das muss ganz anders gewesen sein als in Berlin, wo es heute
wohl gerade Verhaftungen und Platzverweise gegeben haben soll laut
Augenzeugen, die mich anriefen.
Gesellschaft
"spiegeln", Absurditäten aufzeigen, auf Grundrechte verweisen,
Existenzfragen und Grundsatzfragen untersuchen - Lösungen finden
unbürokratisch für den Mitmenschen - sehr bürokratisch Bürokratie
zurückspiegeln dahin, von wo sie (mitunter sehr gewaltsam) daherkommt -
das ist mein Job - in Mecklenburg, in Berlin, auf der Welt.
Update 17. 04.: an immer mehr Orten/Bundesländern wird ein pauschales Versammlungsverbot GEKIPPT. Kundgebungen werden bei eingehaltenen Auflagen weniger behindert.
Hier ein Bsp. aus Gießen
http://www.projektwerkstatt.de/index.php?domain_id=1&p=21073
Update 17. 04.: an immer mehr Orten/Bundesländern wird ein pauschales Versammlungsverbot GEKIPPT. Kundgebungen werden bei eingehaltenen Auflagen weniger behindert.
Hier ein Bsp. aus Gießen
http://www.projektwerkstatt.de/index.php?domain_id=1&p=21073
1. Polizeidurchsage mit Aufforderung zum Verlassen des
AntwortenLöschenRosa-Luxemburg-Platzes am 11.4.2020: https://youtu.be/AUk7v1eZJJE
Frau mit Plakat wird abgeführt: https://youtu.be/epolz4pgBBE
Leipzig 2.0 im Anbruch? https://youtu.be/GA_CpHWO9cU
noch ne Demo wurde verboten - Kiezkneipe Syndikat hatte sich ebenfalls auf seine Demo vorbereitet MIT BEACHTUNG der Abstandsregeln. Vor einigen Wochen gingen solche Demos noch vor dem Berliner roten Rathaus...
Löschenhttps://youtu.be/87aEZd2cGqQ
hier mal eine Erfolgsmeldung aus Bayern - es durfte eine kleine Versammlung vereinbar mit dem Abstandsgebot stattfinden!
AntwortenLöschenhttps://www.lto.de/recht/hintergruende/h/vgh-bayern-20ce20755-versammlungsfreiheit-auflagen-totalverbot-corona-verordnung-bverfg-eilrechtsschutz/